Freitag, 13. März 2009

Der eingebaute Ideengenerator

weil der sich gerade mit einem neuen Vorschlag, oder sollte ich besser sagen Auftrag, gemeldet hat.
Ich halte mich nicht für einen kreativen Menschen, aber ich habe hier und da nützliche Einfälle.
Im Gegensatz zu Ideen oder Tips die von aussen kommen, sind diese auf mich zugeschnitten, und haben oft eine gewisse Faszination eingebaut. Und da es mir besonders um die Überwindung innerer Widerstände geht, ist dieser Nebeneffekt hilfreich bezüglich meiner Motivation. Ich habe in meinem Leben tonnenweise Selbsthilfebücher und Psychoratgeber gelesen; kann mich aber nicht daran erinnern, wann ich jemals praktische Ratschläge, Handlungsanweisungen, Übungen befolgt hätte. Sie waren langweilig, erschienen mir als schwer umsetzbar, auch wenn das Konzept dahinter
durchaus Sinn hatte. Wenn man Angst überwinden will, dann gibts nur einen Weg: mittendurch. Und sich durchzupeitschen ist oft schon qualvoll genug; wenn man, ausser der erfolgreichen Selbstüberwindung aber unmittelbar noch ein Leckerli bekommt sozusagen, dann hat man zusätzlichen Treibstoff. Ausserdem fliegt einem in der Regel die Idee genau dann zu, wenn man bereit und fähig ist, die Herausforderung erfolgreich anzugehen, ganz unabhängig davon wie schwach, überfordert oder verängstigt man in seiner Fantasie anfangs sein mag. Und daher ist so ein innerer Tipgeber schon eine recht praktische Sache.

Also der Einfall, den ich grade hatte, und der zur Umsetzung ansteht ist: In einem Sterne-Restaurant essen gehen. Gibts ja genug zur Auswahl in unserem Dorf. Viele werden denken, ist doch einfach, da war ich schon öfter, was ist daran schwierig?
Für mich ist es eine ganz ordentliche Herausforderung: ich kann grade mal ne Tüte Pommes bei Burger King unfallfrei ordern, und ich waren schein mal beim Ochsenwirt in Zossenhausen Spätzle essen. Das ist so ziemlich alles, was ich an Vorkenntnissen und Erfahrung habe. Z.B. habe ich keine Ahnung , wie man sich drin unauffällig benimmt (Angst michvor anderen Gästen und dem Personal zu blamieren), ich haben keinen Schimmer, wie , wofür und in welcher Reihenfolge man welches Besteck benutzt.
Ich sehs als Herausforderung, noch hab ich keine Befürchtung , dass es mir den Angstschweiss auf die Stirn treibt, wenn ich in der Situation bin.
Datum und location hab ich noch nicht festgelegt, weil vorher noch andere Aufgaben anstehen.

Intro II

ich hatte immer sehr große Ängste vor meinen Mitmenschen und hab lange zurückgezogen als Einzelgänger gelebt, so lange ich regelmäßig gearbeitet habe, war ich darauf bedacht, möglichst unbemerkt und unbehelligt als Spezialist in einer Nische zu existieren. Geselligkeit interessierte mich nicht und Karriere war ein abstoßender Gedanke; dennoch hatte ich mit je ein , zwei Kollegen immer guten Kontakt, und kam mit anderen , sofern beruflich erforderlich zurecht, wenigstens solange sie nicht die Tendenz hatten mich geringzuschätzen. Gegen Ende 2002 wurde ich "Opfer" einer Entlassungswelle und verlor damit die einzige funktionierende Säule in meinem Leben, Privatleben mit Freunden, Geselligkeit und Ausgehen gab's ja nicht. War mir viel zu anstrengend, menschliche Kontakte waren und sind auch jetzt noch tendenziell keine Quelle von Freude und Wohlgefühl, sondern überwiegend stressbeladen, mühevoll, weil statt halbwegs entspannt ich selber sein zu können, bin ich aus Angst und wegen geringem Selbstwertgefühl gezwungen, eine konsistente Fassade aufrecht zu erhalten; wer will schon was mit einem kaputten Psycho zu tun haben. Das galt schon vor der Arbeitslosigkeit und mit wem sollte ich mich danach überhaupt austauschen können, ausser Psychiater und Therapeuten?!
Zum Absturz bei trug auch die folgende Insolvenz; klar Kreditkarten waren gewohnheitsmässig über die Jahre bis zum Limit ausgereizt worden. Schliesslich landete ich in der Hölle von Hartz IV. Seit Ende 2006 schlag ich mich mit Teilzeitarbeit, Billiglohn-Selbständigkeit u. dgl. durchs Leben. Aber, auch wenn ich ungefähr in Höhe Sozialhilfe-Niveau existiere, bin ich zufrieden mit meinen finanziellen Verhältnissen. Nicht dass ich nicht ein höheres Niveau anstreben würde, ich fühle mich nicht arm, obwohl ich das objektiv gesehen bin. Dieser Hinweis ist wichtig zum Verständnis später folgender Tagebucheinträge, denn meine Handlungen zur Überwindung sozialer Angst und Unsicherheit hatten die letzten 6 bis 8 Monate sehr viel mit Luxus zu tun.

Donnerstag, 12. März 2009

Intro

Hier schreibe ich über meine persönliche Entwicklung, insbesondere geht es um die Protokollierung meines Weges gegen chronische Angst und Schuldgefühle.
Der Hintergrund: ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der wir Kinder nicht erzogen sonder aufgezogen wurden in ähnlichem Sinne wie man Nutztiere hält. Oberste Gebot war "Brav sein" , d.h. Gehorsam, still verhalten, solange man nicht gebraucht wird. Obendrein war mein Verhalten für meinen jähzornigen Vater eigentlich immer falsch, d.h. war ein Verhalten "böse", konnte leicht dessen Gegenteil ebenso mit diesem Attribut belegt sein. Meine allgemeine Strategie dagegen war Rückzug, Schweigen (Bravo!, Kind macht keinen Lärm und bewegt sich nicht)und chronische Schuldgefühle; klar, wenn im Grunde alles falsch ist, was bleibt einem noch übrig, als sich möglichst tief in eine Höhle zu verkriechen?! Ich habe jahrzehntelang gekämpft, alle Arten von Therapien und was weiss ich alles gemacht und unternommen - und bin immer mehr oder weniger gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Der Lebenserfolg war entsprechend bescheiden. Bis ich vor etwa einem Jahr meinen ganz persönlichen Dreh gefunden hab, wie ich mich aus meinem Loch herausarbeiten kann. Das ist der Hintergrund und in diesem Blog schreibe ich über meine Aktionen zur Überwindung meiner Ängste und Schuldgefühle. In erster Linie geht es also um Praxis und dort wo nötig um meinen Bezugsrahmen. Es werden sich sicherlich ein paar Leser finden, die sich angesprochen fühlen und die möchte ich ermutigen, andere mögen meine Einfälle originell finden, sie stammen sicher nicht
aus einem Psycho-Lehrbuch.