Dienstag, 3. November 2009

Blickkontakt und Selbstwertgefühl

kürzlich stieg ich in eine U-Bahn; zunächst schienen nur langweilige uninteressante Leute um mich herum zu sitzen, und ich vermied Blickkontakt. Beim Aufblicken bemerke ich plötzlich in der folgenden Sitzgruppe, mir zugewandt, und gelangweilt in die dunkle
Tunnelröhre blickende junge hübsche und in jeder Hinsicht schwarze Lady.

Ich habe bislang Probleme beim Blickkontakt, wenn mir ne fremde Frau jemand zu nah ist; hier z.B. waren das max 2m leicht schräg gegenüber. Zu nah für mein Wohlbefinden.
Aber: Wachstum gibts nur jenseits der Komfortzone. Es dauerte etwas, während ich mir im Geiste sozusagen selber in den Allerwertesten trat. Sie bemerkte meinen Blick dann ziemlich schnell, und dann passierte, wovor ich mich immer noch fürchte; ich drehte meine Augen ungewollt zur Seite; zwar langsam, aber ich weiss, als erster wegsehen ist ein Fehler; das macht mich nicht attraktiver. Aber gleich nochmal nachgesetzt, schon allein, um die Scharte auszuwetzen. Diesmal schaut sie wieder auf und irgendwo an mir vorbei, auf einen Punkt hinter mir im Zug; und zwar ne ganze Weile, während ich sie weiterhin ansah. Gutes Zeichen! Das bedeutete nämlich, sie würde in Kürze meinen Blick erwidern. Ich musste lediglich meine innere Spannung aushalten und durfte meinen Blick nicht abwenden. Und so wars denn auch, sie pendelte ihren Blick langsam auf mich ein und dann schauten wir uns an. Perfekt!

Perfekt gings aber leider nicht in meinem Innenleben zu, dann da herrschte Tumult, und ich fühlte mich, als würde jemand mich, als "Bösewicht", an meinem imaginären Haarschopf wegzerren wollen. Hässliche Schuldgefühle. Und mein Gesicht fühlte sich an wie eine Fratze. Zum Glück kam gleich meine Haltestelle, so dass ich einen "Grund" hatte, mich wegzudrehen und aufzustehen. Ein vernünftiger Grund wars natürlich nicht wirklich; ich hatte Zeit, und hätte ja auch weiterfahren können; wozu hab ich ne Monatskarte?!

Abends dann machte es plötzlich "Klick" in meinem Gehirn und mir war schlagartig und unmittelbar bewusst, was mein Problem ist, warum Mädels provokativ ansehen so stressig ist für mich, je näher sie mir physisch sind: mangelndes Selbstwertgefühl!
Mit zuwenig Selbstwertgefühl verdient man keinen Erfolg bei Frauen, und zwar um so weniger, je attraktiver sie sind. Attraktivität bedeutet nämlich Status. Sehr schöne Frauen haben einen sehr hohen Status, und ich mit dem mir selbst auferlegten niedrigen Status, verletze damit natürlich gesellschaftliche Regeln, folglich muss ich mich schuldig fühlen. Geht gar nicht anders. Ist ja so, als würde ich zum Geschäftsführer unseres Konzerns hingehen und zu ihm sagen: "Du, Michi, heute abend
trinken wir ein Bier zusammen" (wobei der mich natürlich nicht kennt, und aufs Duzen gewiss nicht besonders freundlich reagieren würde).

Als Lösung, rein logisch gesehen, folgt: wenn ich einen höheren Status habe, als jede
beliebige, für mich attraktive Frau, dann sollten die oben beschrieben Symptome verschwinden. Um im obigen Vergleich zu bleiben: wenn ich der Konzernchef bin, dann haben alle Mitarbeiter niedrigeren Status als ich, warum sollte ich dann vor irgendeinem von denen noch Angst haben.

Also, das ist ab jetzt meine Arbeitshypothese fürs Weiterexperimentieren. Fake it till you make ist, heisst zunächst mal die Devise.