Montag, 27. Juli 2009

Augenkontakt

Siet einigen Wochen üb und experimentiere ich mit Blickkontakt, voerst nur mit Frauen. Männern sind ne ganz andere Herausforderung, für mich einmal wegen meiner Angst als schwul zu gelten, wenn ich einen Mann länge ansehe, und zum anderen meiner Angst vor unerwünschtem Körperkontakt der aggressiven Art, weil sich der eine oder andere Youngster insbesondere vielleicht provoziert fühlen könnte.
Ich habe gemerkt, dass das auch so im Grunde ein Thema ist, was Stoff für eine ganzes , dickes Buch abgäbe.

Ich sehe mich sozusagen im Spiegel; mir werden unzählige Glaubenssätze bewusst, die ich mehr oder weniger unter der Oberfläche meines Bewusstseins erhalte und pflege; samt und sonders jene der einschränkenden und mich behindernden Art. Mir kommt es so vor wie wenn ich mir mit einer Art Buschmesser einen Weg duch den Dschungel meine Psyche schlagen müsste, und wo der Dschungel zu Ende ist, ist für mich momentan nicht zu erkennen.

Es kostet mich eine irre Energie, meinen Blick auf das Gesicht einer Fremden zu richten und vor allem dort zu behalten. Zum Beispiel taucht regelmässig der Gedanke auf ich sei aufdringlich, gar aggressiv. Aber was soll ich tun? Solange diejenige nicht zumindest kurz meinen Blick erwidert, wie soll ich dann wissen, ob die Botschaft "Du interessierst mich!" angekommen ist. Klar,es gibt sicherlich viele, die bemerken meinen Blick aus den Augenwinkeln und wollen ihn nicht erwidern, weil sie kein Interesse haben. Aber auch in dem Fall bestehe ich auf ein klares körpersprachlcihes Signal, zum Umdrehen, mir den Rücken zuwenden, was auch immer, sonst erlaube ich mir nicht mit dem Spielchen aufzuhören. Gerade auf stark frequentierten öffentlichen Plätzen kann das schon eine Weile dauern, bis jemand überhaupt was bemerkt; morgens während des Berufsverkehrs in der unterirdischen S-Bahn-Haltestelle zum Beispiel. Viele Frauen erwarten da vielleicht gar kein männliches Interesse, denken bereits an den Stress im Büro, oder was auch immer. Fakt aber ist, alle die sich dort aufhalten haben Zeit, nichts zu tun, ausser die Zugzielanzeige zu verfolgen.
Vor ein paar Wochen fiel mir eine Frau auf, vielleicht um die 30, die anscheinend morgens zur gleichen Zeit wie ich im gleichen Zug zur Arbeit fährt. Normalerweise steh ich ja auf Gesichter bei Frauen, wenn mir das gefällt ist alles andere zweitrangig. Wahrscheinlich stieg sie schon lange an dieser Stelle ein, und sie war mir nie aufgefallen, weil ich ihr Gesicht überhaupt nicht attraktiv fand, zudem ist sie nahezu einen Kopf grösser als ich( dieser Umstand macht mir zwar nichts aus, aber ich vermute mal, dass die wenigsten Frauen gerne auf Männer heruntersehen, und dort dabei schon gar keine Glatze sehen wollen, wie bei mir ). Na ja, jedenfalls nahm ich Notiz von ihrer Figur und, ne ziemliche Seltenheit, auf meiner Skala von 1 bis 10 war ist der Body ne glatte 10, Marke Kleiderständer, so wie bei einem Model.
An diesem Tag hatte ich den Eindruck, sie sieht mich an, so etwa aus 6 bis 8 m Entfernung, ich drehe meinen Kopf zu ihr hin, und, obwohl es mir extrem schwer fällt versuch ich den Blick auf ihrem Gesicht zu halten. Sie reagiert nicht, schaut nicht weg. Das dauert für mein Gefühl endlos lange, in Wirklichkeit waren maximal 3 Sekunden. Dann kommt meine Bahn und ich steig ein. Ich bin benommen. Auf dem Weg zur Arbeit lass ich die Situation immer wieder vor meinem geistigen Auge ablaufen und komme zu dem Schluss, dass ihr Blick merkwürdig abwesend gewirkt hatte, ins Leere ging und sie in Wikrlichkeit nicht mich angekuckt , sondern vielleicht vor sich hingeträumt hatte ohne dabei. Notiz zu nehmen von mir und der Umgebung.
Vermutlich wars diese Interpretation, vielleicht auch wieder nicht.
Auf jeden Fall hatte ich sie jetzt im Fokus; Tage später ,bei der nächsten Gelegenheit ( ich fahr unregelmässig und selten mit der S-Bahn) wartete ich auf ihr Eintreffen, ich hatte mir vorgenommen Ernst zu machen, also bewusst ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Hölle! Mein Herz pochte, als würd es gleich bersten, als sie ankam, aber nix da, reiss Dich zusammen Bursche und lass Dir nichts anmerken. Viele Versuche hast Du nicht. Sie kam etwa in 10 m Entfernung links von mir von der U-Bahn Fahrtreppe und bewegte sich gemächlich ca 5 m vor mir vorbei auf eine Punkt hin schräg rechts vor mir und die ganze Zeit fixierte ich sie. Keine Reaktion. Jedenfalls tat sie so, als würde sie meinen Blick nicht bemerken. Als sie ihren Platz erreicht hatte, erlaubte ich mir für ein paar Sekunden in eine andere Richtung zu schauen, aber für mich ist das gefährlich, weil ich grösste Mühe habe, zum zweiten oder wiederholten Male mit jemanden Blickkontakt aufzunehmen. Oft liegt das sogar jenseits meiner aktuellen Grenzen. In diesem Fall packte ich es tatsächlich, ein weiteres Mal hinzusehen, bis Gott sei Dank die S-Bahn einfuhr, und ich fliehen konnte.Auch beim zweiten Mal keine Reaktion, sie stand schräg vor mir und schaute mal rechts, mal wieder links aber nicht zurück zu mir.
Danach sah ich sie zwei oder drei Wochen nicht, und kürzlich tauchte sie wieder auf, sie legte den gleichen Weg zurück wie oben - und kaum war sie an "ihrem" Platz drehte sie den Kopf zu mir und sah mich an. Wie lange weiss ich nicht, 2 Sekunden waren`s vielleicht, bis in mir der Stresslevel unakzeptabel hoch war und ich die klassische Regelverletzung beging, dass ich als erster wegsah. Das macht keinen vorteilhaften Eindruck. Aber was sollte ich machen, es wurde ernst, das war mir klar, und wenn ich jetzt weitermachte und sie interessiert war an Kontakt mit mir, dann war spätestens nach dem zweiten Blick verbale Kontaktaufnahme angesagt, und ich hatte Null Plan. Zudem wusste ich, sie würde erst nach ca 20 min Fahrt aussteigen. Eine erste Unterhaltung in der überfüllten S-Bahn und gleich für so lange, war weit jenseits meiner Grenzen. Das war so als würd man von einem Hinterwäldlerverein verlangen gegen den FC Bayern zu gewinnen. Schade, ich wollte ja nur mit Blickkontakten experimentieren; dieses Angebot kam leider entschieden zu früh. Muss ich passieren lassen. Verbale Kontaktaufnahme üben kommt auf meinem Plan erst später.